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Teil 1 der Manual of Science

HYPERPHYSIK (1) - DAS ARKONIDISCHE ERBE


(c) Rainer Castor 12.03.98

Bevor es 1971 zum epochalen Kontakt mit den Arkoniden kam, war das wissenschaftliche Weltbild des
20. Jahrhunderts alter Zeitrechnung maßgeblich von zwei Haupttheorien geprägt, die in geradezu »feindlichem« Gegensatz standen und sich einer »Großen Vereinheitlichung« widersetzen:
Einsteins Relativitätstheorie einerseits und die Quantenmechanik andererseits.

Schon die Basisansätze hätten kaum unterschiedlicher sein können, denn die Relativitätstheorie beschrieb makrophysikalische Zusammenhänge und betonte das Kontinuierliche, während es in der Quantenmechanik um mikrophysikalische Wahrscheinlichkeitsgesetze ging, die überdies einer Quantelung unterlagen, also das Diskrete hervorhoben. Zwar gab es eine Reihe von Lösungsansätzen, doch ein endgültiger Durchbruch war keinem zuzuschreiben. An dieser Stelle soll nicht näher auf sie eingegangen werden, dennoch sei stichwortartig auf die entsprechenden Theorien verwiesen: Kaluza-Klein-5D-Raum, Supersymmertie, Supergravitation, Superstrings usw. Ihnen allen war allerdings ein Sachverhalt gemeinsam, auf den schon Riemann im
19. Jahrhundert durch Zufall stieß:
Daß nämlich die Naturgesetze einfacher werden, wenn man sie konsistent in höheren Dimensionen ausdrückt. Aus diesem Grund konnte kaum verwundern, daß zum Verständnis der arkonidischen Hyperphysik die des Hyperraums maßgeblich war.

In den ersten Jahren - um nicht zu sagen Jahrzehnten - nach 1971 gab es auf Terra nur wenige, die sich überhaupt in der Hyperphysik auskannten oder sie gar beherrschten, doch mit Konstituierung des Solaren Imperiums begann eine intensivierte Schulung vor allem an der Universität von Terrania, und parallel dazu nahm die Forschung kaum weniger Raum ein: Bei genauerer Betrachtung hatte sich nämlich gezeigt, daß das »arkonidische Erbe« bemerkenswert lückenhaft und unvollständig war, weil den in Jahrtausenden bewährten Aggregaten der Anwendungsseite ein vergleichsweise »dürftiger« Background gegenüberstand.

Grundsätzliche Schwierigkeit war, daß die Arkoniden pragmatisch handelten und ihre Hyperphysik rein phänomenologisch blieb: beobachtete hyperphysikalische Ereignisse wurden mit einer »Erklärung« versehen und in der Praxis bezüglich der Brauchbarkeit erprobt - oder verworfen. Von einer Hyperraumforschung im eigentlichen Sinn konnte nie die Rede sein, und so kam es nicht zur Ausformulierung von Theorien, mit deren Hilfe sich zukünftige Erkenntnisse hätten voraussagen lassen.

Zwar entstand auf Terra rasch der neue Zweig einer »Theoretischen Hyperphysik«, doch sie verblieb lange in den engen Bahnen der arkonidischen Vorgaben. In den Grundzügen folgte terranische Wissenschaft deshalb für mehrere Jahrhunderte der von den Arkoniden vorgezeigten Linie, und erst gegen Mitte des 3. Jahrtausends alter Zeitrechnung wurde immer offensichtlicher, daß die Entwicklung in eine Sackgasse führte [nach PR-COMPUTER (PRC) aus PR 848]. Die Schilderungen der Einzelheiten, die sich mit diesem Wandel der Weltbilder verbinden, sind anderen Teilen dieses Manuals vorbehalten, an dieser Stelle seien deshalb nur drei Namen genannt, mit denen sich vor allem Weiterentwicklungen verbanden: Kalup, Waringer und Hamiller.

Maßgeblich zur Erfassung des Phänomens Hyperraum war der mit ihm nicht zu trennende Begriff der Hyperenergie.
Aber: Was ist Hyperenergie?
Mit dieser Frage schlugen sich nicht nur Generationen von Studenten herum, sondern auch jene, die ihnen den Stoff zu vermitteln hatten. Mit Übernahme der arkonidischen Hyperphysik gab es zu Beginn nur wenige, die überhaupt zu einer Antwort in der Lage waren. Was das wirkliche Verständnis betraf, änderte sich daran im Grunde wenig - und das hing nicht nur mit der grundsätzlichen Unanschaulichkeit des behandelten Themas zusammen.

Um sich der Antwort zu nähern, sei zunächst auf die Definition von Energie (von griech. enérgeia: »wirkende Kraft«) allgemein verwiesen - nämlich die »Fähigkeit eines physikalischen oder technischen Systems, Arbeit zu verrichten« (weshalb aus historischen Gründen als Formelzeichen neben E auch W = work verwendet wurde).

Schon hieraus ging hervor, daß je nach Ausgangsbedingung verschiedene Erscheinungsformen der Energie unterschieden werden mußten. Obgleich alle Energieformen ineinander umwandelbar waren und für die Summe aller in einem geschlossenen System auftretenden Energien der Energieerhaltungssatz galt, blieben als wesentliche Energiearten folgende bei konventionell-physikalischer Betrachtung übrig: Die Ruhenergie und die kinetische Energie bewegter Teilchen, die Feldenergie elektromagnetischer Felder, die Gravitationsenergie der Schwerefelder sowie die Energie von Kernkraftfeldern (Schwache und Starke Fundamentalkraft). Mit dieser Definition einhergehend und untrennbar verbunden war die von Masse und Materie an sich:

1) Masse war hierbei der Inbegriff von Trägheit und Gravitation (Äquivalenzprinzip von träger und schwerer Masse), neben der räumlichen Ausdehnung eine Grundeigenschaft aller Körper und darüber hinaus, wegen der Äquivalenz von Masse und Energie, eine Eigenschaft aller physikalischen Objekte überhaupt. Einsteins Relativitätstheorie zeigte, daß die Masse eines Körpers von seiner Geschwindigkeit und damit von seiner kinetischen Energie abhing und daß Masse somit eine besondere Form der Energie war bzw. daß nach dem Einsteinschen Gesetz E = mc2 jeder Energie eine Masse zugeordnet werden konnte.

2) Mit Materie (lat. materia- »Stoff«) verbanden sich die beiden schon erwähnten Haupttheorien:

makrophysikalisch der relativitätstheoretische Begriff einer Wechselwirkung zwischen ihr und der gekrümmten Raumzeit (Prinzip der speziellen Relativität: Die Lichtgeschwindigkeit ist in allen Bezugssystemen mit konstanter Geschwindigkeit gleich; verbunden damit die Phänomene von relativistischerMasse(zunahme), Längenkontraktion und Zeitdilatation - es wird das Kontinuierliche der zur Raumzeit vereinigten Größen betont) und mikrophysikalisch die quantenmechanischen Wahrscheinlichkeitsgesetze im Zustandsraum/n-dimensionaler Hilbert-Raum (Kräfte werden durch den Austausch diskreter Pakete - sogenannter Quanten - geschaffen; verschiedene Kräfte werden durch den Austausch verschiedener Quanten verursacht; es gilt das Heisenbergsche Unbestimmtheitsprinzip, d.h. der Welle-Teilchen-Dualismus folgt der Schrödingerschen Wellengleichung; die Wahrscheinlichkeitsaussage, daß Quanten auch scheinbar »unüberwindbare Hindernisse« durchtunneln).

Um Energie zu erfassen, zeigte die konventionelle Physik mehrere Möglichkeiten auf, die sich durch die Umwandelbarkeit der unterschiedlichen Energiearten und der damit verbundenen Gleichsetzung der Einheiten ergab
[1 J = 1 Nm = 1 Ws = 1 kgm2/s2]:

als Produkt aus Krafteinheit und Längeneinheit: E = F * s [Nm]
als Produkt aus Leistungseinheit und Zeiteinheit: E = P * t [Ws]
als Produkt des Quadrats der Lichtgeschwindigkeit und der Masseneinheit: E = mc2 [kgm2/s2]
als Produkt aus Impuls und Geschwindigkeit:
E = p * v [kgm2/s2]
als Produkt des Planckschen Wirkungsquantums und der Frequenz:
E = h * n[J]; hierbei ist h » 6,626 * 10-34 Js

HINTERGRUND: Bei der Wirkung handelte es sich um eine Größe der Dimension Energie mal Zeit, und diese war konstant - eben h (exakt formuliert war es nicht die Energie, die gequantelt war - selbst gute Physiker benutzten aus schlechter Gewohnheit diese Formulierung -, sondern die Wirkung. Zwar handelte es sich um die Einführung eines diskreten, sprunghaften Elements, das der klassischen Kontinuumsauffassung völlig fremd war, aber nur unter Benutzung von h konnte die Stabilität der Atome und ihr diskretes Energiespektrum theoretisch erfaßt werden.)

Vor diesem Hintergrund formulierten die Arkoniden ihre Definition der Hyperenergie an Hand der mit ihr verknüpften »Randbedingungen« ganz allgemein als »Energie mit hyperphysikalischem Vorzeichen«. Übersetzt in terranische Formelsprache: Ej bzw. WH im Sinne von »Hyper-Arbeit«.
In Ej stand das j in Anlehnung an die Komplexen Zahlen auf der Basis der imaginären Einheit (j oder i =wurtzl), bei denen zur Veranschaulichung die Gaußsche Zahlenebene verwendet wurde: Ein rechtwinkliges Koordinatensystem, auf dessen x-Achse die reellenund auf dessen y-Achse die imaginären Zahlen aufgetragen wurden.
Beispiel: Für die Komplexe Zahl a gilt:
a = a1+a2*i , d.h. war a2 = 0, wurde die Zahl komplett reell; bei a1 = 0 handelte es sich um eine imaginäre Zahl.
Hyperenergie Ej  war also vereinfacht »imaginäre« Energie, und die Gesamtenergie eines beliebigen Phänomens folgte: Egesamt = Ekonventionell + Ej

Mit anderen Worten:
Es gab Mischformen ebenso wie die Extreme, sofern einer der Summanden gleich 0 wurde.
Folglich wurde auch für den Hyperraum nicht eine einzige Energieform als Grundlage für die entsprechenden normaluniversellen Ableitungen angenommen, sondern gleichfalls eine Vielfalt verschiedener Hyperenergieformen. Ihre erkenn- und meßbare Erscheinung gehorchte hierbei grundsätzlich mathematischen Formalismen, die sich - bis auf das »hyperphysikalische Vorzeichen« - zunächst nicht sonderlich von jenen unterschied, die konventionell-physikalischer Betrachtung entstammten [vgl. z.B. PR 16; Aussage Perry Rhodan: »Gott schütze die irdische Mathematik. Die arkonidische ist so weit fortgeschritten, daß sie für eine Hyperschwingung nur einen ganz simplen Ausdruck findet, den man kaum weiter zerlegen kann. Die irdische dagegen tut sich schwer, wenn sie den Vorgang erklären will. Man muß die Formel erst aufbauen, und dabei fällt einem ein, wie man sie für einen übergeordneten Vorgang erweitern muß.«].

Entsprechend dieser Definition tauchten »vertraute« Begriffe auf: vj als Hyper-Geschwindigkeit, tj als Hyper-Zeit, mj als Hyper-Masse [vgl. PRC 1603: ...Die Geschwindigkeit, mit der sich ein Fahrzeug durch den Hyperraum bewegt, ist eine anschaulich nicht faßbare Größe, deren numerischer Wert in komplexen Zahlen geschrieben wird und die man sinnvollerweise Hypergeschwindigkeit (v) nennt. Die Zeit, im Hyperraum gemessen, ist ebenfalls ein komplexes Ding (t)... Ebenso wie es ein Hyperäquivalent der Geschwindigkeit und der Zeit gibt, existieren auch solche der kinetischen Energie (E) und der Masse (m)...].

Daß es sich um Hilfskonstruktionen handelte, wurde zwar stets stillschweigend vorausgesetzt, konnte aber nicht oft genug betont werden; in diesem Sinne war die Hyper-Zeit tj nicht identisch mit der Zeitachse im Koordinantensystems des vierdimensionalen Raumzeitkontinuums!

Von den Arkoniden am besten beherrscht wurden hierbei jene Phänomene, die im Hyperraum die Äquivalente konventioneller Mechanik und Elektromagnetik darstellten - immerhin basierten auf ihnen die pragmatischen Anwendungen, beispielsweise von Transitionstriebwerken (Hypermechanik) und Hyperfunk, -ortung und -tastung (Hyperelektromagnetik), auf deren Einzelheiten an anderer Stelle dieses Manuals eingegangen wird.

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