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Teil 11 der Manual of Science

WELTBILDER IN WANDLUNG (1): EIN »ERSTES« MODELL


(c) Rainer Castor 22.03.1998

Die terranische Hyperphysik, die zunächst die arkonidischen Erkenntnisse übernahm und in ihrem Rahmen verblieb, wenn auch ergänzt um den Bereich der neuen Theoretischen Hyperphysik, basierte auf folgenden Grundlagen:
 

Masse, gemäß E = mc2 als Form der Energie erkannt, betrachtete schon die vor-arkonidische Physik der Erde nicht länger im Sinne einer materiellen Substanz, sondern quasi als Bündel von Energie, und Quanten nicht als aus einem besonderen »Stoff« bestehend.

Energie wiederum wurde mit Aktivität gleichgesetzt, mit Vorgängen, so daß subatomare Quanten von Natur aus dynamisch waren und als vierdimensionale Einheiten in der Raum-Zeit vorgestellt wurden, weil als eigentliche Träger der Materie dynamische Zentren erkannt wurden und Masse und Energie nur als verschiedene Aspekte einer Wirklichkeit aufzufassen waren. Auf subatomarer Ebene lösten sich die festen materiellen Objekte der klassischen Physik in wellenartige Wahrscheinlichkeitsstrukturen auf, wobei diese nicht Wahrscheinlichkeiten von Dingen, sondern vielmehr solche von Verknüpfungen darstellten; Strukturen von Aktivität, die einen Raumaspekt und einen Zeitaspekt hatten:

Ihr Raumaspekt ließ sie als Objekte mit einer gewissen Masse erscheinen, ihr Zeitaspekt als Vorgänge, für die eine entsprechende Energie erforderlich war.

Das Vorhandensein von Materie war nicht von ihrer Aktivität zu trennen, die Definition erfolgte weniger für isolierte Einheiten als vielmehr mittels Wechselwirkungen, weil diese und die Wechselwirkungen zwischen den Teilen des Ganzen von grundlegenderer Bedeutung als die Teile selbst waren (vgl. Fritjof Capra, WENDEZEIT: ...Es herrscht Bewegung, doch es gibt letzten Endes keine sich bewegenden Objekte; es gibt Aktivität, jedoch keine Handelnden; es gibt keine Tänzer, sondern nur den Tanz...).

Hyperraum und Hyperenergie: Mit dem von den Arkoniden übernommenen Wissen gelang der terranischen Naturwissenschaft den Einstieg in ein neues erweitertes Weltbild. Kernaussagen waren hierbei neben dem Basisaxiom die aus der Praxis ermittelten Grundkenntnisse:

Hyperphysikalisches Basisaxiom: (Als Ausgangsbedingung diente die formale Darstellung eines Vektors im n-dimensionalen Zustandsraum, die zur »Vereinfachung« allerdings auf eine fünfdimensionale eingeschränkt ist, so daß in »dem« Hyperraum in erster Linie »nur« 5D-Parameter Berücksichtigung fanden)

Im Verhältnis zum vierdimensionalen Raumzeitkontinuum (Standarduniversum) ist die Struktur des Hyperkontinuums eine Singularität, d.h. die Begriffe Raum, Zeit, Materie und die mit ihnen verbundenen physikalischen Gesetze können nur bei den hyperphysikalischen Äquivalenten/Ableitungen, die ins Standarduniversum eintreten, Anwendung finden.

Daraus folgte: c war im Hyperraum keine Konstante, Prozesse liefen zeitverlustfrei ab; es galt die Anwendung höherdimensionaler Geometrie, d.h. Materie entmaterialisierte beim Übergang zum Hyperraum; dem Hyperraum war eine grundsätzliche Akausalität zuzuschreiben, d.h. scheinbar vertraute »Räume« entstanden und wechselen ohne kausale Verknüpfung.

Hyperenergie war hierbei an Hand der mit ihr verknüpften »Randbedingungen« ganz allge-mein definiert als »Energie mit hyperphysikalischem Vorzeichen« (übersetzt in terranische Formelsprache: Ej), d.h. im Hyperraum gab es eine Vielfalt verschiedener Hyperenergieformen.
Hyperenergie an sich war Bestandteil des Hyperraums; zu ihrer Beschreibung dienten als fundamentale Quanten die Quintronen/Xitronen. Die Hyperenergie-Maßeinheit war das Hee (hyperequivalent energy);
dem Wert nach entsprach Hee der »Hilfskonstruktion« [J * i], also einem »imaginären Joule«.

Weiterhin galt: Die Summe von konventioneller Energie (Ekonv.) und Hyperenergie (Ej) entsprach der Gesamtenergie (Eges.) eines Systems: [J + J * i = J + Hee]. Im allgemeinen war allerdings unter konventionellen Bedingungen im Standarduniversum der wirksam werdende Hyperenergieanteil so gering (bzw. gleich Null), daß er vernachlässigt wurde. Umgekehrt: Ging Ekonv.gegen/gleich Null (lim. Ekonv.- 0), kennzeichnete das Hyperraumphänomene.

Aus dimensionsgeometrischen Betrachtungen heraus ergab sich, daß der Hyperraum an sich nicht irgendwo abseits, drunter oder drüber lag, sondern unser Universum befand sich mitten in ihm - genauso wie die zweidimensionale Würfeloberfläche Bestandteil des dreidimensionalen Würfels war: Der Hyperraum umgab unseren 4D-Raum, und in ihn waren nahezu unendlich viele Universen eingebettet: Überall zwischen ihnen erstreckte sich der Hyperraum [PRC 1588], aber ein »Hyperereignis« ließ sich stets als eine Aufeinanderfolge vierdimensionaler Vorgänge erklären [PRC 744, 918, 1559];ihr Kennzeichen war (weil »im« Hyperraum angesiedelt), daß es sich um eine Abfolge von Zuständen (»Universen«) handelte, die kausal nicht miteinander verknüpft waren [PRC 744]. Kurz: Der Hyperraum ist die fünfdimensionale Sphäre des Multiversums, in die alle realisierbaren Universen eingebettet sind [PRC 1607].

Mit anderen Worten: Das Standarduniversum war ein »Teilkontinuum« innerhalb des Hyperraums, in dem vierdimensionale Konventionen galten [PRC 743], und erst akausale Phänomene markierten den Übergang zu Bereichen, die nicht zu diesem »Teilkontinuum« gehörten. Entmaterialisation konventioneller Objekte (Masseenergie, Körper-Manifestation) war vor diesem Hintergrund die Transformation vom »Teilkontinuum« zur Zustandsform der übergeordnet-(n)-dimensionalen Konvention; energetisch formuliert: Der Anteil von Ekonv. strebte gegen Null (lim. Ekonv. -0).

Schon die altarkonidische Hyperthorik [PR 83] besaß hierzu Algorithmen, Formalismen und Beschreibungsmöglichkeiten; weil sie jedoch meist als »spekulative Grenzwissenschaft« angesehen wurde, konnte von einer praktischen Auswertung dieser Erkenntnisse nie die Rede sein. Den Arkoniden waren zwar Theorien hinsichtlich Paralleluniversen, aus denen der Gesamtkosmos bestand, ebenso geläufig wie lokal begrenzte Universalstrukturen - Raumzeitnischen genannt oder, sofern es sich um völlig separierte Teilkontinua handelte, auch als Hypervakuolen umschrieben (Vakuolen: In der Biologie mit Zellsäften gefüllte Hohlräume des Protoplasmas vieler Zellen; hier: eine Kontinuumsblase des Hyperraums, ausgestattet mit normaler raumzeitlicher Metrik, also ein separates Kleinuniversum) -, aber es gab keine quantitativen Überlegungen hierzu, die Auswirkungen auf die Praxis gehabt hätten.

Eine Änderung diesbezüglich leistete erst die theoretische Hyperphysik der Terraner, und hier war es vor allem Prof. Dr. Kalup zu verdanken, daß es zur Ausformulierung eines »neuen« Weltbildmodells kam.

Vor dem Hintergrund der Eigenschaften des Howalgoniums entwickelte Kalup im Jahr 2090 seine Hypothese einander paralleler Universen [PR 600, PRC 1424; vgl. auch PR-TB 134]; später wurde bei der Darstellung der Paralleluniversen von Parachron-Physik gesprochen (parachron = »neben der Zeit her«) und u.a. aufgeführt: ...Die Natur kannte die Zeit nicht, nur das Nebeneinander der ungeheuren, aber endlichen Zahl möglicher Universen..., und das Zeitempfinden war demzufolge nur ...eine subjektive Reaktion des Bewußtseins auf die immerwährende Versetzung von einer zur unmittelbar benachbarten Bezugsebene...
(- in dieser expliziten Aussage eine von der theoretischen Hyperphysik offensichtlich zu wenig beachtete, aber folgerichtige Darstellung, setzten doch schon die Arkoniden im Hyperraum t = 0).

Aufgrund seiner Kenntnis von der Ausdehnung und Massebelegung des Standarduniversums gelangte der Hyperphysiker zu dem Schluß, daß es so viele Universen geben müsse, wie Möglichkeiten, die riesige, aber begrenzte Anzahl von Elementarteilchen, die ein Universum ausmachten, miteinander zu kombinieren - etwa 1080-Fakultät
(= Produkt aller Zahlen von 1 bis 10
80). In einem weiteren Schritt wies Kalup jedem der Universen einen bestimmten Betrag an potentieller Hyperenergie zu und postulierte, daß der Übergang von einem in ein anderes Universum nur dann möglich sei, wenn das übertretende Objekt den auf seine Masse zugeschnittenen Differenzbetrag an potentieller Energie entweder absorbierte oder abstrahlte - je nachdem, ob das benachbarte Universum energetisch höher oder tiefer lag. Hierbei wurde ein Universum eindeutig definiert durch seine Zustandsbeschreibung, und der Zustand eines Universum setzte sich zusammen aus einer großen Zahl von Teil- und Unterzuständen (Energieverteilung und -gehalt, Materieverteilung, Gesamtimpuls etc.)
PRC 835, PR-TB 134].

Kalup (wie auch später Waringer) ging davon aus, daß es einen Minimalunterschied zwischen zwei Universen geben müsse, die Übergänge von einem Zustand in den anderen folglich in Quantensprüngen erfolgten, woraus sich - wie oben dargestellt - einerseits zwar eine sehr große, aber doch endliche Zahl von Universen ergab, andererseits infolge der mit der »Quantelung« verbundenen Quanteneffekte auch eine Unschärfebeziehung galt. In Anlehnung an die Heisenbergsche Unschärferelation dargestellt als: D U * D t ³ h , d.h. innerhalb der Zeitspanne Dt konnte die Zugehörigkeit zu einem Universum nur mit der Genauigkeit des Wertes D U bestimmt werden (h war hierbei das Plancksche Wirkungsquantum). Anders formuliert: Zu einem beliebig gewählten Zeitpunkt konnte nicht mit Bestimmtheit ausgesagt werden, zu welchem - bei einer Gruppe dicht benachbarter Universum - ein bestimmtes Objekt gehörte [PRC 1633; vgl. auch Dr. Robert Hector, GEDANKENSPIELE 3 und 4].

Zur »Unterscheidung« anderer Universum vom uns vertrauten griff Kalup auf Begriffe und Algorithmen zurück, die der Hyperthorik entnommen waren: Als charakteristische Größe, die für das Standarduniversum den Wert 1 besaß, galt die sog. Dimensionsgitterkonstante [PR 368!] - aus ihr leitete, wie unschwer zu erkennen sein dürfte, Payne Hamiller später im Zuge der von ihm entwickelten Hamiller-Algebra den Ausdruck Strangeness ab!

Statt Gewißheit gab es allerdings auf dem Niveau der kleinsten Unterschiede nur Wahrscheinlichkeiten, und per »hyperphysikalischem Tunneleffekt« war der Übergang von einem Universum zu einem anderen möglich. Sofern es sich herbei um eng »begrenzte Ausschnitte« und nicht um ganze Paralleluniversen handelte, wurde später gemäß Sato Ambushs Pararealistik von parallelen Wirklichkeiten gesprochen - auch Pararealitäten/parareale Wirklichkeiten genannt. Die Neigung dieser Wirklichkeiten, sich unter gewissen Umständen sprunghaft zu verändern - laut Ambush der Realitätsgradient [PRC 1271, PR 1324, PRC 1585] -, entsprach einerseits der Aussage der Heisenbergschen Unschärferelation, zum anderen den Ausführungen hinsichtlich höherdimensionaler Erscheinungen sowie der mit dem hyperphysikalischen Basisaxiom verknüpften Akausalität.

Deshalb sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich auf jene Phänomene hingewiesen, die mit dem Begriff akausales Strukturprinzip zusammengefaßt wurden, denn zu tief war in uns das Merkmal der Kausalität verwurzelt - die Basiserkenntnis, daß jeder Wirkung eine Ursache vorausging. Das Akausale (des Hyperraums) stellte dies »auf den Kopf« und hatte noch viel weitreichendere Konsequenzen: Es war nicht nur Wirkung ohne direkt zuordbare Ursache (wie schwer wir uns damit taten, zeigte schon die Ausformulierung von Modellen und »Hilfskonstruk-tionen«: Quintronen, das hyperenergetische Spektrum usw. waren Symbole für etwas, das in dieser Form gar nicht existierte, sondern nur der Veranschaulichung diente!), das Akausale machte auch das Unwahrscheinliche nicht nur zum Möglichen, sondern zum Faktischen. Mit anderen Worten: Wenn für ein Ereignis die Wahrscheinlichkeit bestand, realisiert zu werden - z.B. einmal in x-Trillionen Jahren -, bewirkte die Anwendung des akausalen Strukturprinzips, daß es geschah, und zwar hier und jetzt.

Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Mensch spontan einem makroskopischen Tunneleffekt unterworfen wurde und die Erde von der einen Seite zur anderen »durchtunnelte«, war extrem gering - aber nicht unmöglich (im Zusammenhang mit dem Akausalen war die Formulierung »unmöglich« ohnehin mit Vorsicht zu gebrauchen; häufig erschienen gewisse Phänomene nur unter klassischen oder konventionellen physikalischen Gesichtspunkten als »unmöglich«) und geschah deshalb in der konventionellen Praxis nicht. Dennoch war eine entsprechende Umsetzung jedem bekannt: wenn nämlich jemand einen Transmitter betrat oder ein Teleporter seinen Sprung vollführte!

Beim sogenannten »Pauli-Prinzip« der Elektronen handelte es sich um eine »klassisches« Beispiel einer akausalen Verknüpfung, bei der die Gesamtheit aller beteiligten Teilchen für den Zustand eines Elektrons ausschlaggebend war.

Übertragen auf den Gesamtkosmos leitete sich hieraus die Feststellung ab, daß alles durch unmittelbare, nicht-lokale Zusammenhänge miteinander verbunden war, und alles demnach ein unteilbares Ganzes. Zur Umschreibung des Gesamtkosmos mit seinen Teilkontinua der Einzeluniversen konnte demnach ein Hologramm als Beispiel dienen, das in jedem seiner Punkte die gesamte (Bild-)Information beinhaltete -
sprich: alle Informationen des Kosmos waren auch überall!

Allgemein formuliert: Übergeordnete Strukturen des Hyperraums formten das, was für unsere groben Sinne als konventionelle Objekte in Erscheinung trat, und da es sich nicht länger um die n-dimensionalen Ursprünge drehte, sondern um die vierdimensional-»erstarrten« Gegenstücke, hatten diese ihre hyperorientierten Eigenschaften (weitgehend) aufgegeben bzw. waren für uns nicht als solche erkennbar. Hierbei war zunächst nicht von Interesse, ob es sich beim »Objekt« um ein Atom oder ein ganzes Universum handelte; es drehte sich um die Darstellung des Prinzips: Jedes »Objekt« (unabhängig von seiner Größe oder Feinstruktur) war Teil einer Überlagerung, deren Einzelkomponenten (im Hyperraum) potentiell eine »unendliche« Ausdehnung besaßen, aufgrund einer natürlichen Interferenzauslöschung (zunächst) aber nicht in Erscheinung traten (vgl. Fourier-Überlagerung: jede Welle konnte als Summe von Sinuswellen dargestellt werden, wobei die Summe des Fourierspektrums eindeutig war; d.h. es gab nur eine Möglichkeit, eine Welle in die »Sinuswellensprache« zu übersetzen).

Grundlage hierzu war ein holistisches Erscheinungsbild des Gesamtkosmos, dergestalt, daß in jedem noch so kleinen Teilbereich das Ganze enthalten war, das Ganze allerdings mehr war, als nur die reine Summe seiner Teile. Ähnlich einem Hologramm wurde die in den »Teilen« vorhandene Informationsdichte »unschärfer«, trotzdem war sie vollständig: Aus jedem Hologrammsplitter ließ sich das Ganze rekonstruieren - ein zerschnippeltes Foto dagegen ergab nur ein Puzzle.

Aus dem Gesagten folgte, daß es sich um eine unmittelbare, nicht-lokale Verbundenheit von »allem mit allem« im potentiell-holistischen Sinne handelte, die unabhängig von einer »Signalgeschwindigkeit« wirkte und folglich auch die konventionelle Betrachtungsweise von Informationsübermittlung »transzendierte«.

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